Linke Parteien wollen den Bitcoin-Handel der Zürcher Kantonalbank verbieten
Am 4. September hat die Zürcher Kantonalbank (ZKB) bekannt gegeben , dass sie ihren in der Schweiz ansässigen Kunden den Kauf und Verkauf von Bitcoin und Ethereum über das e-Banking und die ZKB-App ermöglicht. Dabei ist die viertgrößte Bank der Schweiz für die Verwahrung der Coins verantwortlich. Das Senden und Empfangen der Kryptowährungen sowie weitere Dienstleistungen wie Staking sind derzeit nicht möglich.
Dieses neue Angebot der ZKB verärgerte die linken Parteien in der Schweiz. In einer gemeinsamen Fraktionserklärung der Alternativen Liste (AL) und der Grünen fordern sie die Bank auf, den Handel mit Bitcoin einzustellen und ihren Klimaverpflichtungen nachzukommen.
Bitcoin = Klimakiller?
Der Grund für diese Forderung sind die angeblich klimaschädlichen Auswirkungen des Proof-of-Work-Konzepts von Bitcoin, das eine hohe Rechenleistung und damit viel Energie benötigt.
Weltweit verbrauchte das Netzwerk 2023 zweieinhalbmal so viel Strom wie die ganze Schweiz und verursachte Treibhausgasemissionen von rund 90 Millionen Tonnen CO₂, doppelt so viel wie die Emissionen der Schweiz. Und dies ganz ohne dass der Bitcoin einen direkten, volkswirtschaftlichen Nutzen vorweisen kann.
Auszug aus der Fraktionserklärung
Die Parteien betiteln diese Zahlen als „eindeutige Fakten“, obwohl die Quellenangaben in der Fraktionserklärung fehlen. Dass es zahlreiche wissenschaftliche Quellen gibt, die den positiven Nutzen von Bitcoin für die Umwelt und Gesellschaft belegen und das alte Narrativ vom „Klimakiller Bitcoin“ entkräften, scheinen die linken Parteien nicht wahrhaben zu wollen. Der wissenschaftliche Konsens spiegelt schon längst eine andere Meinung zu den Auswirkungen von Bitcoin auf die Umwelt und Gesellschaft wider, sodass eine gewissenhafte Recherche bei der Fraktionserklärung eigentlich ausgeschlossen werden kann. Oder die Fakten wurden einfach ignoriert:
Zahlen des Digital Assets Research Institute verdeutlichen, dass der Anteil von nachhaltigen Energiequellen im Energiemix des Bitcoin-Netzwerks mehr als 56 Prozent beträgt. Damit gehört diese globale Industrie zu den nachhaltigsten Branchen, die es gibt.
Zudem setzen andere Länder, wie Japan oder die USA , bereits auf die Integration von Bitcoin- Mining -Anlagen in die Stromnetze. Die Bitcoin-Mining-Industrie trägt aktiv dazu bei, Emissionen zu reduzieren , ungenutzte Überschussenergie zu verwerten und den Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern. Zusätzlich gibt es innovative Konzepte zur Stabilisierung der Stromnetze und zur Abwärmenutzung .
Die Forderung der linken Parteien, den Bitcoin-Handel aufgrund der Klimaziele und Verpflichtungen, die die ZKB unter anderem im Rahmen der Net-Zero Banking Alliance (NZBA) eingegangen ist, einzustellen, ist angesichts des wissenschaftlichen Konsenses zu dem Thema somit nur schwer nachvollziehbar.
Pro Transaktion?
Eindeutig unseriös wird die Argumentation der linken Parteien bei der Verwendung der Metrik „pro Transaktion“.
2020 rechnete die Niederländische Zentralbank einen CO₂-Fussabdruck von sage und schreibe 402 kg CO₂ pro Bitcoin- Transaktion aus und dies bei steigender Tendenz. Damit ist eine einzelne Bitcoin-Transaktion gemäss Berechnungen von myclimate genauso schädlich wie ein Flug von Zürich nach Istanbul an Bord einer Boeing 737.
Auszug aus der Fraktionserklärung
Diese Metrik gründet sich auf den umstrittenen und mehrfach widerlegten Ausführungen von Alex de Vries, einem Mitarbeiter der Niederländischen Zentralbank und Bitcoin-Gegner. Diese sind mehr als nur ungenau und es ist eigentlich unverantwortlich, diese Metrik erneut in Umlauf zu bringen, da sie mit der Realität überhaupt nichts zu tun hat.
Die Daten zum Ressourcenverbrauch pro Transaktion stammen aus einem nicht von Fachleuten überprüften Kommentar von Alex de Vries (Mitarbeiter der Zentralbank). Seine Methode wurde in einer von unabhängigen Gutachtern geprüften Studie sowie von der Cambridge Judge Business School widerlegt.
Daniel Batten, Bitcoin- und Klima-Aktivist
Ethereum als bessere Alternative?
Gleichzeitig loben die Parteien den ökologischen Fußabdruck von Ethereum und sprechen eine Empfehlung als bessere Alternative zu Bitcoin aus. Dank des Proof-of-Stake-Konzepts würden die CO₂-Emissionen lediglich ein Bruchteil von Bitcoin betragen.
Die Autoren der Fraktionserklärung haben jedoch nicht beachtet, dass der Konsensmechanismus des Proof of Work (PoW) auch Vorteile gegenüber Proof of Stake bietet: Die Nutzung von echten Ressourcen und die hohen Kosten für Ausrüstung und Energie schaffen einen Anker des digitalen Assets in der physischen Welt und machen das Netzwerk wertvoll, dezentral und unabhängig von einer zentralen Instanz. Außerdem verstärkt der PoW das zentrale Wertversprechen von Bitcoin als monetäres Gut sowie den Status als digitalen Rohstoff.
Ein PoS-Netzwerk ist nicht in der physischen Welt verankert, sondern rein virtuell, sodass die Parameter leicht veränderbar sind. Beim PoS werden reale Kapitalkosten lediglich für den Erwerb von Token aufgebracht, die den Inhaber für den Validierungsprozess legitimieren. Dabei haben die Teilnehmer mit großen Anteilen kontinuierlich Vorteile gegenüber den Teilnehmern mit weniger Anteilen. Dies ist letztlich eine Gefahr für das Netzwerk, da die Dezentralität und somit die Sicherheit infrage gestellt werden könnten.
Fazit
Während Bitcoin in anderen Teilen der Welt bereits ein fester Bestandteil in den Anlage- und Energiestrategien geworden und der wissenschaftliche Konsens bezüglich den Umweltauswirkungen eher positiv ist, betont man in Europa oft noch die angeblich negativen Aspekte der größten Kryptowährung, um eine eigene Agenda zu verfolgen. Es ist bedenklich, dass zahlreiche Fakten zu dem Thema und somit die Chancen, die Bitcoin bietet, weiterhin ignoriert werden, obwohl das alte Narrativ des klimaschädlichen Bitcoins längst veraltet ist. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Zürcher Kantonalbank nicht von den linken Parteien verunsichern lässt und nicht auf deren absurden Forderungen eingeht.
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